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Canoa

Freitag, 19. Januar, 21:00 Uhr: Aufbruch zu unserem ersten Wochenendausflug! Die gepackten Rucksäcke auf dem Rücken stiegen wir in den TROLE-Bus. Das ist eine von drei Tramlinien, die die Stadt von Nord nach Süd durchqueren. Am Busterminal stiegen wir in den Reisebus um, der uns in einer etwa 10-stündigen Fahrt in das 340km entfernte Canoa bringen würde. Leider wurden unsere Schlafambitionen durch heftiges Schaukeln und den unverhofft einsetzenden Gesang dreier Mitfahrer gestört. Gesungen wurde solo oder auch zu dritt, mit beeindruckender Textsicherheit und noch beeindruckenderer Ausdauer. Unsere anfängliche Überraschung wurde nach eineinhalb Stunden und einigen hundert Schlaglöchern langsam aber sicher zu einer leichten Gereiztheit. Man fand seinen Schlaf aber schließlich doch, immer wieder unterbrochen durch längere Pausen, die einsetzende Hitze und den Umstieg in Chone.

Bei Sonnenaufgang erreichten wir San Vincente, von wo aus es nur noch eine viertelstündige Busfahrt bis Canoa war. Einigermaßen müde gingen wir am zentral gelegenen Fußballplatz vorbei an den Strand. Einmütig wurde beschlossen, dass der Tag mit einem Nickerchen am Strand beginnen sollte. Abgesehen von der Temperatur, schien uns das Wetter aus Quito gefolgt zu sein: Die geschlossene Wolkendecke ließ die schöne Bucht ein wenig grau und leblos wirken. Vielleicht eine Täuschung, denn schließlich fühlten wir uns ganz ähnlich. Doch der Schlaf im Sand und das anschließende Frühstück „Chili-con-Carne“ belebten uns außerordentlich. Beim Frühstück trafen wir auch Ole, einer unserer beiden Vorgänger. Er macht zurzeit einen dreiwöchigen Paragliding-Kurs, bevor er seinen Südamerikaaufenthalt mit einer Reise durch Kolumbien abschließen wird. An diesem Tag sollten wir alle die Möglichkeit haben, einen Tandemflug mit seinem Lehrer Greg zu machen.

Wieder schien uns das Wetter ein wenig im Weg zu stehen, es begann mehrmals zu regnen. Doch am frühen Nachmittag klarte es auf und der leicht auflandige Wind schien vielversprechend. Also stiegen wir auf den Kleinlastwagen und fuhren auf den kleinen Berg, der als Absprungbasis von Greg benutzt wird. Greg, ein großer und schwerer Mann mit vielen Lachfalten, ist Amerikaner und lebt seit 3 Jahren in Ecuador. „Für mich war Fliegen immer ein Traum. Es schien für einen Jungen aus Kentucky ohne das nötige Geld jedoch ziemlich unerreichbar.“ Umso begeisterter sei er gewesen, als er vor 9 Jahren von Paragliding gehört habe. Zwar koste ein Schirm schon mal schnell $5000 und mehr, dennoch seien die Kosten mit Motorflugzeugen nicht zu vergleichen. Obwohl offensichtlich, versichert er: „Ich fliege heute mit der gleichen Begeisterung wie am ersten Tag!“

Ich freute mich sehr auf meinen Flug, allein das Zuschauen war toll und aus den Gesichtern meiner Vorgänger strahlte eine noch größere Begeisterung. Und ich wurde nicht enttäuscht: Mit schwereloser Leichtigkeit wurde man nach den ersten Schritten über den Abhang getragen. Den Vögeln folgend schraubten wir uns in die Höhe, wobei ich zunächst das Aufsteigen an sich nicht spürte. Der Blick nach unten ließ dann jedoch keine Zweifel: Wir stiegen immer und höher. Während wir in weiteren und engeren Bögen nach mehr Auftrieb suchten, fiel es Greg leicht, mir seine Begeisterung für diesen Sport zu erklären. Höhepunkt meines etwa 20minütigen Fluges war die Abwärtsschraube, bei der wir die zuvor erlangte Höhe zugunsten einer enormen Beschleunigung und einsetzenden G-Kräften opferten. Ein tolles Gefühl! Nach der Landung stand wohl auch in meinem Gesicht eben jene Begeisterung, denn alle anderen kamen mir entgegen und fragten mich, wie es war.

Am Abend feierten wir Oles Abschied. In einer Strandbar stellten wir lange Zeit die größte Gruppe, ließen uns aber deshalb nicht davon abbringen, die verschiedenen Jugos, Batidos und Cocktails zu verköstigen und zu tanzen. Beim Tanzen bzw. der Tanzbereitschaft wurde ein Phänomen deutlich, das ich den Südamerika-Effekt nennen möchte: Der mühelosen Selbstverständlichkeit mit der die Einheimischen von einem Strandspaziergang zu einem flotten Salsa wechselten, kamen Ole und Joss schon sehr nah. Auch Jonas und Sascha schlugen sich sehr anständig, was von mir und Sascha wohl kaum noch behauptet werden kann. Entgegen einer verbreiteten Überzeugung, hebt Alkohol diesen Effekt nicht auf. Immerhin war es wohl auch dem Einfluss dieser Substanz zu verdanken, dass wir uns zu später Stunde doch noch auf die Tanzfläche wagten.

Der Sonntag begann spät, aber auch diesmal mit einem deftigen Frühstück. Insgesamt stand unser zweiter und letzter Tag im Zeichen der Erholung vom Vortag. Man verteilte sich auf Hängematten, den Strand und die warmen Fluten des Pazifik. Leider musste ich die Suche nach einem Surfbrett aufgeben und mich mit Bodyboarden und dem Beobachten der angereisten Surfer begnügen; zumindest für dieses Mal. Die Sonne lachte vom Himmel und Canoa zeigte sich von seiner besten Seite. Nette Gespräche mit Blick aus Meer und ein eindrucksvoller Sonnenuntergang rundeten den Tag ab. Die Rückfahrt im Bus dauerte ähnlich lang, war jedoch ruhiger als die Hinfahrt und zudem eine direkte Verbindung. Ankunft in Quito am Montag, 21. Januar, 6:20 Uhr: der Beginn einer neuen Arbeitswoche!

2 Reaktionen zu “Canoa”

  1. Papa

    Hi Max,
    schön von Dir zu hören. Ich freue mich, dass es Dir offensichtlich gut geht. Wie ist die Arbeit mit den Kindern?
    Liebe Grüße
    Papa

  2. Morian

    Hey Max,
    du hast ja scheinbar ziemlich viel spass am anderen Ende der Welt!?ichg kann mir ja nicht wirklich vorstellen, wie du da mit den ganzen Kindern am hantieren bist, aber ich bin mir sicher, dass du das schon irgendiwe meisterst!!also lass mal was von dir hoeren und lass es dir gutgehen!!bis dann lg MO

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