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Busfahren

Busfahren in Ecuador heißt Schifffahren. Exemplarisch möchte ich das an meiner Rückfahrt aus dem Ort Montañita in die Hauptstadt Quito am letzten Wochenende erläutern:

Das Gefährt nähert sich mit erstaunlicher Geschwindigkeit und wird von einer Staubwolke verfolgt. Es verringert seine Fahrt und lässt so zu, was sonst unmöglich ist: ein feindliches Überholmanöver. Diese Chance lässt die Staubwolke (nicht) vorbeiziehen und von ihr eingehüllt springt der Passagier auf das noch nicht stehende Fahrzeug. Laut heult der Schiffsdiesel auf, an seinem Steuer setzt der Kapitän alles daran, die Maximalgeschwindigkeit wieder zu erreichen. Unterdessen kämpft sich der unerschrockene Passagier durch die Fluten der auf dem Deck verteilten Passagiere. Der schwere Seegang lässt ihn stark schwanken. In naiver Kühnheit hegt er die Hoffnung einen Sitzplatz zu finden, muss sich aber nach einer vergeblichen Runde geschlagen geben. Irgendwie gelingt es ihm, sich und sein Gepäck zwischen die Mitreisenden zu quetschen. Er bringt einige Münzen zum Vorschein, die den Bootsmann und seine unmissverständlichen Gesten beschwichtigen. Durchatmen.

Entspannung will sich jedoch angesichts drückender Hitze und der nicht weniger drückenden Enge nicht einstellen. Gleichmütig richtet der Reisende den Blick nach vorne und erschrickt: Das soeben begonnene Überholmanöver muss in eine unmittelbar bevorstehende Kollision münden! Das laute Hupen des entgegenkommenden Frachters und eigene Erfahrungen in der Schifffahrt lassen daran keinen Zweifel. Wie durch ein Wunder reißt der Kapitän das Steuer im letzten Moment herum und die Fahrt wird mit dem neu gewonnen Schwung fortgesetzt. Der Reisenden hofft, dass seine Stoßgebete die Galionsfigur am Bug des Schiffes erreichen. Als Landratte nagen die Glaubenszweifel jedoch zu sehr an ihm und er wendet seinen Blick ab. Angestrengt konzentriert er sich auf die vorbeiziehende Landschaft.

In den folgenden Minuten findet er nun doch noch die verdiente Entspannung. Ein Schluck aus seinem Wasservorrat, die Bordbeschallung im gleichbleibenden Rhythmus und das Vibrieren des Schiffsdiesels tuen ihr Übriges. Zwar verlieren die Manöver des Kapitäns keineswegs an Waghalsigkeit, dennoch entwickelt der Reisende mit der Zeit Vertrauen in diesen Mann, der mit stoischem Blick den Gefahren der Meere trotzt. Nichts kann ihn aus der Ruhe bringen, unermüdlich kämpft er um die Führungsposition. Zurückgeworfen durch ein- und aussteigende Passagiere nimmt er immer wieder die Verfolgung der zumeist unsichtbaren Gegner auf.

Als der Reisende die Hafeneinfahrt seines Zielortes erkennt, packt er den Seesack und meldet beim Bootsmann seinen Wunsch nach Landgang an. Mit einem kräftigen Sprung verlässt er das Schiff und hat plötzlich wieder festen Boden unter den Füßen. Leicht schwankend und noch etwas mitgenommen orientiert er sich und stellt fest, dass unweit eine Fähre festgemacht hat, die ihn in die nächstgrößere Stadt bringen wird. Kaum ist er an Bord, legt sie ab. Der Reisende lächelt still. Er weiß, wem er zu danken hat.

Eine Reaktion zu “Busfahren”

  1. torli und die Elfe

    Ahoi Max,

    na, das klingt ja alles sehr vertrauenswürdig. Nein, wir machen uns keine Sorgen..

    Es ist immer wieder schön Deine Zeilen zu lesen. Und ich dachte immer Busfahren sei bei uns schon ein Abenteuer, dem ist offensichtlich nicht so.

    Wir wünschen Dir weiterhin ganz viel schöne Erlebnisse und bitte, pass auf Dich auf!

    Bis bald und gaaaaaanz liebe Grüße von tö und be

    Wir denken an Dich!!!!!!!

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